Zum Aufbau der Reaktionsapparatur im Mikrowellengerät siehe den allgemeinen Artikel
Rückflussapparatur im Mikrowellenfeld.
Die hier verwendete Apparatur ist im Vergleich zur Standardrückfluss-Apparatur etwas modifiziert:
Anstelle des Zweihalskolbens wird ein Dreihalskolben verwendet, der Rückflusskühler
wird durch eine Destillationsbrücke mit Vorlagekolben ersetzt. In den einen seitlichen Schliff
des Dreihalskolbens wird der Temperaturmessfühler eingesetzt, am zweiten seitlichen Schliff
wird über einen Schliffaufsatz ein PTFE-Schlauch angeschlossen, der durch die dafür vorgesehene
Gehäusebohrung nach außen geführt und über einen Blasenzähler und einen Absperrhahn
an die Druckluft- oder Stickstoffversorgungsleitung angeschlossen wird. Der Durchfluss
des Kühlwassers im Kühlmantel der Destillationsbrücke kann bei diesem Versuch sehr langsam
eingestellt werden. Der Absperrhahn ist zunächst geschlossen.
Dreihalskolben mit Gaseinleitung und faseroptischem Temperaturmessfühler
Destillationsbrücke als Aufbau auf dem Glasverbindungsrohr
In dem 100 mL Dreihalskolben mit Kreuzrührer werden 15.1 g (100 mmol)
3-Nitrobenzaldehyd,
9.32 g (8.4 mL, 150 mmol)
Ethandiol
sowie 1.0 g (5.3 mmol)
4-Toluolsulfonsäure-Monohydrat
vorgelegt. Das Reaktionsgemisch wird insgesamt 50 Minuten mit 900 W bei
einer Solltemperatur von 130 °C bestrahlt.
Während der ersten 25 Minuten bleibt der Gasabsperrhahn geschlossen. Dabei
stellt sich im Glasverbindungsrohr ein schwacher Rückfluss ein. Die flüchtigen
Bestandteile des Reaktionsgemischs bestehen im wesentlichen aus Wasser und
Ethandiol. Da die Absorption der Mikrowellen in der Gasphase viel geringer ist
als in der Flüssigphase, destilliert ohne zusätzlichen Luftstrom weder Wasser
noch Ethandiol über.
Nach 25 Minuten Reaktionszeit unter Rückfluss wird bei laufendem
Mikrowellenprogramm ein Luft- oder Stickstoffstrom mit einer solchen
Geschwindigkeit durch die Apparatur geleitet, dass im Blasenzähler keine
einzelnen Blasen mehr sichtbar sind (bei vohandenem Durchflussmesser 5 L/h). Im
Vorlagekolben sammeln sich 3-8 mL eines Gemisches aus Wasser und überschüssigem
Ethandiol mit geringen Mengen an Produkt.
Aufarbeitung
Nach Programmende wird der Reaktionkolben in ein Wasserbad gestellt und der
ölige zur Kristallisation neigende Inhalt 5 Minuten gerührt. Man gibt dann 80
mL
Wasser
zu und rührt
15 Minuten intensiv weiter. Das Wasser wird über einen
Faltenfilter von dem elfenbeinfarbenen festen Produkt abgetrennt; die in Kühler
und Vorlagekolben auskristallisierten Produktspuren werden mit Wasser
ausgespült und ebenfalls abfiltriert.
Um nicht umgesetzten Aldehyd als Natriumhydrogensulfit-Addukt zu entfernen,
wird das Rohprodukt (es kann noch feucht sein) in 200 mL
tert-Butylmethylether
gelöst und einmal mit 20 mL gesättigter wässriger
Natriumhydrogensulfit-Lösung
ausgeschüttelt. Die organische Phase wird über
Natriumsulfat
getrocknet. Nach Abfiltrieren des Trockenmittels wird das Lösungsmittel am
Rotationsverdampfer bei einer Badtemperatur von maximal 40 °C vollständig
abdestilliert. Die Badtemperatur sollte wegen des niedrigen Schmelzpunkts des
Produkts nicht höher sein. Als Rückstand bleibt ein blassgelbes
feinkristallines Produkt.
Das Produkt kann aus dem Lösungsmittelgemisch
tert-Butylmethylether/
Petrolether
umkristallisiert werden: Dazu wird das Produkt in einen 250 mL Zweihalskolben
mit Magnetrührstab gegeben und mit einem Gemisch aus 40 mL
tert-Butylmethylether/
und 50 mL
Petrolether (40 - 60 °C)
versetzt. Der Kolben wird, wie für die Standardrückflussapparatur beschrieben,
im Mikrowellengerät installiert und 2 Minuten unter Rühren mit 500 W bei 55 °C
unter Rückfluss erhitzt. Die klare Lösung wird während der fünfminütigen
Ventilationszeit im Mikrowellengerät mit einem Wasserbad gekühlt
.
Den halbfesten Kristallbrei lässt man noch mindestens 15 Minuten bei
Raumtemperatur und anschließend noch etwa 1 Stunde im Kühlschrank stehen. Die
Kristalle werden mit einem Büchnertrichter abgesaugt. Der
Kristallisationskolben wird zweimal mit je 10 mL Petrolether ausgewaschen und
das Produkt auf dem Filter damit gewaschen. Das umkristallisierte Produkt wird
im Exsikkator bei vermindertem Druck getrocknet.
Ausbeute: 16.4 g; Schmelzpunkt 53-55 °C;
Nach Abrotieren des Lösungsmittels aus der Mutterlauge der Umkristallisation
bleibt ein Rückstand von 1.2 g, der zu 95% aus Produkt besteht.
Zeitbedarf
Umsetzung und Aufarbeitung bis zum Rohprodukt 2 Stunden
Aufarbeitung bis zum Reinprodukt 1 Stunde
Umkristallisation mit Trocknung etwa 2 Stunden
Unterbrechungsmöglichkeit
Nach Ausrühren des Reaktionsgemisches mit Wasser
Recycling
Der nach Aufarbeitung des Rohprodukts abrotierte tert-Butylmethylether
kann zum Umkristallisieren verwendet werden. Der Rest des Ethers wird gesammelt
und redestilliert.